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Montag, 21. September 2009

Unsere Gedanken


Beim Darshan in Springen vom 18.September 2009 spricht Swami Vishwananda über die Gedanken und ihre Kraft:
"Jai Gurudev! Das Wichtigste, was wir auf unserm spirituellen Weg tun sollen ist, unsern Geist zu kontrollieren. Wir sprechen davon, die Gedanken zu beobachten. Was versteht man unter Gedanke? Ein Gedanke ist ein Bild. Ein Gedanke ist eine Schöpfung, eine Vorstellung. Doch weshalb ist es wichtig, dass wir unsere Gedanken beobachten? Weil uns die Gedanken meistens negativ machen. Wir müssen sie beobachten und unter Kontrolle halten. Doch diese erweist sich sehr oft als ziemlich schwierig, weil wir unseren Gedanken immer hinter her rennen, nicht?
Unsere Gedanken machen uns zu dem, was wir sind.
Vor ein paar Tagen gab es eine Lesung in unserer Kapelle, in der die Worte des Heiligen Silouan vom Berg Athos vorkamen, der sagte: "Lass deine Gedanken sich in der Hölle doch dich selbst im Göttlichen erfreuen." Ich habe mich ein wenig dazu geäussert und gesagt: "Heutzutage läuft jeder in dem Moment, wo er sieht, dass seine Gedanken zur Hölle laufen, zusammen mit den Gedanken zur Hölle." Eure Gedanken sind immerzu am Springen und verpuffen dann und meist rennt ihr ihnen hinter her und tut dasselbe.
Bei unserer Selbstbeobachtung erkennen wir, dass wir unsere Gedanken gerne ausprechen und andern mitteilen möchten. Stolz erzählen wir jedem, wie grossartig wir sind und stellen unsere derzeitige Persönlichkeit auf einen Sockel, auch im spirituellen Bereich. Wie erzählen, welches Licht wir sehen und was wir sonst noch alles sehen und fühlen. Weshalb? Um den Gedanken zu nähren, damit er grösser werden kann.
Es ist so, als würdet ihr ein Reptil analysieren. Ein Reptli kann sehr sanft sein und seines Weges gehen. Wenn es in eine Grube fällt, wird es alles dran setzen, wieder heraus zu kommen. Doch in dem Moment, wo es aus der Grube heraus kommt, wird es aggressiver sein als je zuvor. Genau so sind auch unsere Gedanken. In dem Momen, wo wir sie heraus lassen, stehen sie in rigoroser Kraft in Flammen und betonen: "Ja, ich bin draussen!"
Christus sagt:" Nicht das, was in die Person hinein geht verunreinigt sie, sondern das, was aus ihr heraus kommt."
Ebenso sagt die Gita:"Ein kontrollierter Geist ist dein bester Freund. Doch ein unkontrollierter Geist ist dein schlimmster Feind."

Die Kontrolle unserer Gedanken, unsere Denkweise macht uns also zu dem, was wir sind.

Es war einmal ein grosser Sadhu, der sich in göttlicher Ekstase befand. Er fiel mitten auf der Strasse hin, weil er sich im Samadhi befand. Etwas später kam ein Dieb vorbei. Er sah den Sadhu auf der Strasse und sagte sich: "Das muss ein Dieb sein, der letzte Nacht etwas gestohlen hat. Nun ist er müde und ruht sich aus. Die Polizei wird kommen und ihn mitnehmen." Dann ging er fort.
Nach einiger Zeit kam ein Betrunkener vorbei. Er sah den Sadhu da liegen und meinte: "Oh du bist gestürzt, weil du zu viel getrunken hast. Sieh mich an, ich stehe noch" und er ging seines Weges. Als dritter kam ein weiterer Sadhu. Als dieser Sadhu den andern Sadhu im Samadhi sah, wusste er, dass er sich im Samadhi befand. Er setzte sich zu ihm und begann, seine Beine zu massieren. Das zeigt, wie unser Geist funktioniert. Wir werden immer das sehen, was wir in uns haben. Christus sagte: "Verurteile deine Brüder nicht. Versuche nicht, das Staubkorn oder den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu entfernen, wenn du selbst einen grossen Balken vor den Augen hast."
Zunächst müssen wir unsere Gedanken unter Kontrolle bringen. Gebet und das ständige Erinnern an das Göttliche helfen uns, unsern Geist zu kontrollieren und die Gedanken, die immer umher laufen, zur Ruhe und zur Stille zu bringen. Durch die Stille wird der Gedanke verschwinden. Angenommen, euer Gedanke ist negativ und ihr lasst ihn frei, dann wird alles um euch herum negativ. Es wird nichts Positives geben. Wenn ihr diesen Gedanken jedoch durch die Stille und das Gebet in euch bewahrt, wird er sich auflösen. Heutzutage bringen wir uns und unsere Gedanken jedoch so gerne zum Ausdruck. Doch lernt erst, eure Gedanken zu beherrschen und dann könnt ihr sie äussern.
Wenn ihr euch vollkommen zum Schweigen gebracht habt und somit auch euern Geist, werdet ihr alles empfangen. Ohne zu bitten werdet ihr alles, was ihr braucht empfangen, denn Gott ist gnadenvoll."

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